Du leidest unter Zähneknirschen im Schlaf?
Damit bist du nicht allein. Knapp ⅓ der Deutschen leiden darunter. Frauen sehr viel häufiger als Männer.
Das Knirschen mit den Beißerchen ist in leichten Fällen nicht weiter schlimm. Allerdings kann es weitreichende Folgen auf den gesamten Körper haben und zu ernstzunehmenden Schäden führen.
Es ist kaum vorstellbar, aber das nächtliche Zähneknirschen kann der Ursprung von allerhand Problemen und Schmerzen sein. Und zwar wortwörtlich von Kopf bis Fuß.
Erfahre in diesem Artikel alles Wichtige zum Thema Zähneknirschen im Schlaf.
➠ Folgende Punkte werden geklärt:
- Info: Was genau ist Zähneknirschen?
- Symptome: Woran erkennst du, ob du mit den Zähnen knirschst?
- Ursachen: Woher kommt es?
- Folgen: Was ist so schlimm daran?
- Behandlung: Was kannst du tun um es loszuwerden?
Inhaltsverzeichnis
1. Zähneknirschen nachts – Was genau ist das eigentlich?
In der medizinischen Fachsprache nennt man Zähneknirschen auch Bruxismus. Es passiert meist, ohne das du es direkt mitbekommst, nämlich im Schlaf.
“Knapp 90% der Bevölkerung haben schonmal mit den Zähnen geknirscht.”
Weil es jedoch meistens im Schlaf passiert, weiß nur ein Bruchteil davon, dass sie mit den Zähnen knirschen. Meist wird der Bettpartner oder Zahnarzt darauf aufmerksam.
Fast immer bedeutet Zähneknirschen eine unbewusste Verarbeitung von psychischem Stress, Ärger oder Frust.
Was passiert genau?
Die Zähne werden dabei unbewusst zusammengepresst und aufeinander gerieben. Das ist grundsätzlich gar nicht so schlimm. Jedoch kann das Ganze mit einem Druck von bis zu 450kg/cm³ geschehen. Das sind enorme Kräfte und ist etwa 10 oder 30 mal soviel, wie der normale Kaudruck beim Essen.
Dass das nicht gesund sein kann, sollte klar sein. Selbst der Zahnschmelz kann dabei Risse bekommen und abbröckeln. Dabei ist Zahnschmelz die härteste Substanz, die unser Körper zu bieten hat.
2. Zähneknirschen Symptome
80% der Frauen im Alter zwischen 30 und 45 leiden unter Zähneknirschen. Es gibt viele Anzeichen, die auf nächtliches Zähneknirschen hinweisen.
Dazu zählen:
- Kopfschmerzen
- Muskuläre Spannungen im Gesicht, Kopf, Nacken oder Schultern
- diese Spannungen sind morgens besonders stark und können Schmerzen über den ganzen Tag verursachen
- Knacken und Reiben der Kiefergelenke
- verspannte Kaumuskeln
- Zahnschmerzen
- Eingeschränkte Kieferöffnung
- Ohrenschmerzen / Ohrensausen
- Tinnitus
- Schwindel
- Sehstörungen
- Gefühl von Benommenheit
- Ausstrahlende Schmerzen von den Zähnen bis in den Rücken
- lockere oder gelockerte Zähne
- Zahnabdrücke auf der Zunge oder am Zungenrand
- blutendes Zahnfleisch
- Abgeriebene Zähne
- Rückbildung des Zahnfleisches
- Verschleiß an Kauflächen und Kanten
- Risse im Zahnschmelz
- Überempfindlichkeit der Zähne, Zahnhälse oder Zahnfleisches
- Veränderung/ Verkantung der Gesichtsform durch Ausprägung der Kaumuskulatur
3. Zähneknirschen im Schlaf wird zum ernsthaften Problem: CMD
Jeder von uns durchlebt mal eine stressige Zeit oder eine Lebenssituation, in der einfach die Balance fehlt. 50% von uns knirschen dann in der Nacht mit den Zähnen oder pressen diese zumindest stark aufeinander. Nachdem die belastende Situation vorbei ist, verschwindet auch meist das Zähneknirschen wieder.
Bei ungefähr jedem Zehnten entstehen durch das nächtliche Zähneknirschen jedoch ernsthafte Probleme. Das Knirschen hört einfach nicht auf und die muskuläre Anspannung wird stärker und stärker.
“Dadurch, dass die Muskeln der Kieferregion immer wieder voll belastet wird, wachsen diese stark an. Was jeden Bodybuilder freuen würde, wird hier eher zur Belastung.”
Aber warum ist das so und was ist so schlimm daran?
Ohne Behandlung kann es dazu kommen, dass sich die Kaumuskulatur dauerhaft verhärtet oder muskuläre Dysbalancen auftreten. Das führt nicht nur dazu, dass das Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer gestört ist. Die Kiefermuskulatur hat einen großen Einfluss auf deinen gesamten Körper.
Die Kiefermuskulatur und Wirbelsäule sind als eine Funktionseinheit weitreichend miteinander verbunden. Nicht nur muskulär, sondern auch allerhand Nerven sind Teil dieser Funktionseinheit.
➠ Auch die Rückenmuskulatur in engem Funktionszusammenhang mit dem Kauapparat. Über die direkte Verkopplung mit der Rückenmuskulatur kann die Kaumuskulatur also fast den gesamten Bewegungsapparat beeinflussen.
Alle Störungen die dadurch verursacht werden – also quasi vom Kiefer her ausstrahlen – werden als CMD bezeichnet. CMD steht für Craniomandibuläre Dysfunktion.
Da die durch CMD verursachten Beschwerden (siehe ”Zähneknirschen Folgen”) sehr vielfältig sind und von Kopf bis Fuß auftreten können, wird es oftmals gar nicht erst erkannt oder falsch diagnostiziert.
4. Zähneknirschen Ursachen
Die Sprichwörter “die Zähne zusammenbeißen” oder “sich durch etwas durchbeißen” lassen schon darauf schließen, dass etwas unangenehmes bevorsteht, was überstanden werden soll. Beim Bruxismus ist es ganz genauso, nur, dass das ganze auf einer unterbewussten Ebene geschieht.
“In 90% der Fälle sind psychische Ursachen für das Zähneknirschen verantwortlich.”
Das nächtliche Zähneknirschen ist oft eine Art Überdruckventil für die Psyche. Wenn du also viel Stress hast oder irgendwo der Schuh drückt, kann Bruxismus als emotionales Ausgleichsventil auftreten.
Psychische Ursachen:
- Stress
- Bournout
- Streit
- geistige oder seelische Anspannung
- Überforderung
- Angst
- Sorgen
- Bewältigung von alltäglichen Problemen
- emotionales oder soziales Ungleichgewicht
- Depressionen
“Die psychische Anspannung geht in körperliche Anspannung über und lässt wortwörtlich die (Zahnschmelz-)Fetzen fliegen.”
Physische Ursachen:
- Fehlstellung des Ober- oder/und Unterkiefers
- Zahnlücken
- Zahnfehlstellung
- schlecht angepasste Brücken, Füllungen oder Kronen
- falsche oder schlechte Körperhaltung
- Schleudertrauma
- Verletzung der Halswirbelsäule
➠ Auch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch können Bruxismus auslösen
5. Zähneknirschen nachts | Ein Beziehungskiller?
Ähnlich wie Schnarchen kann das nächtliche Zähneknirschen auch sehr laut werden. Es kann also durchaus passieren, dass dein Bettpartner dadurch wach wird. Bei sensiblen Menschen kann dadurch der Schlaf gestört werden, was eine Belastung für die Beziehung darstellen kann.
Falls das ganze unausstehlich ist, sollte der Zähneknirscher ja sowieso Gegenmaßnahmen (etwa eine spezielle Schiene) einleiten. Zur Überbrückung können Ohrstöpsel oder getrennte Betten helfen.
6. Zähneknirschen Folgen
Gelegentliches Zähneknirschen, was etwa durch Stresssituationen in unserem Leben verursacht wird, verschwindet meist von ganz alleine wieder. Tritt es jedoch häufiger auf, solltest du etwas genauer hinschauen.
Bruxismus kann weitreichende Folgen haben und zu einer starken gesundheitlichen Gefährdung werden. Das gilt besonders dann, wenn das nächtliche Zähneknirschen unbehandelt oder die Warnsignale wegen einer Fehldiagnose falsch behandelt werden.
Besteht das nächtliche Zähneknirschen über einen längeren Zeitraum, so nutzen sich nicht nur die Zähne und das Zahnfleisch stark ab. Durch die Anspannung können Entzündungen entstehen und durch den Druck sogar irreparable Schäden an den Kiefergelenken entstehen.
“Die Muskulatur kann sich verhärten und man wird unbeweglicher.”
Die starke Anspannung der Kaumuskulatur kann Schmerzen in den Nacken, Schulter und Rückenbereich verursachen bzw. dorthin ausstrahlen. Aber auch Migräne und Beschwerden an Augen und Ohren sind keine Seltenheit.
➠ In einigen Fällen entwickelt sich eine extreme Form des Zähneknirschen. Durch die sehr starke muskuläre Anspannung können dadurch Schäden im ganzen Körper entstehen. Mehr dazu erfährst du im Abschnitt “Zähneknirschen wird zum ernsthaften Problem: CMD”
Die Folgen überschneiden sich teilweise stark mit den Symptomen, die du hier erfahren kannst.
7. Hilfe – Mein Kind knirscht mit den Zähnen
Zähneknirschen kann auch schon bei Babies, Kleinkindern und Kindern auftreten. Beim Baby ist das noch ziemlich unbedenklich, da sich der Kauapparat in der Ruhephase weiter ausbildet und sozusagen das Kauen der Nahrung erlernt wird.
“Spätestens wenn alle Milchzähne da sind, sollte das Zähneknirschen jedoch verschwinden.”
Bei Kindern und jungen Erwachsenen ist es meist Stress, der zum Bruxismus führt. Ab einem gewissen Alter können es natürlich dieselben Ursachen wie bei Erwachsenen sein.
➠ Wenn dir auffällt, dass dein Kind tagsüber mit den Zähnen knirscht, solltest du es darauf ansprechen. Das Ganze passiert auch hier meist unbewusst und kann schnell zu einer blöden Angewohnheit werden.
Der Gang zum Zahnarzt ist in den meisten Fällen ratsam.
8. Zähneknirschen Behandlung
Bei schlecht sitzenden Kronen, Prothesen, Brücken oder bei zu hohen Füllungen, kann der Zahnarzt korrigieren. Fehlstellungen im Kiefer werden vom Kieferorthopäden mittels Zahnspange u.Ä. behandelt.
Dadurch können sich die Beschwerden eventuell schon vermindern lassen.
Meist führt jedoch kein Weg an einer Aufbisschiene und speziellen Übungen zum Entspannen der Muskulatur vorbei.
Um die angespannte oder verhärtete Muskulatur zu lösen gibt es verschiedene Möglichkeiten.
① Gezielte Muskelentspannung und andere Übungen findest du im Abschnitt ‘Zähneknirschen Übungen’.
② Spezielle Biofeedback-Verfahren registrieren, wann dein Kiefermuskel anspannt und senden Gezielte elektrische Gegenimpulse. Dadurch beruhigt und entspannt sich der Muskel. Dazu musst du natürlich eine Art Schiene/Maske tragen und Sensoren an deinen Schläfen aufkleben. Das System arbeitet während du schläfst und lässt dich auch nicht aufwachen.
③ Eine Botox-Einspritzung in das Muskelgewebe wird meistens nur in schweren Fällen von Bruxismus oder CMD angewendet. Das Nervengift wird dabei direkt in die betroffene Muskulatur gespritzt und betäubt die Muskelzellen. Dadurch beruhigt sich der hyperaktive Muskel und verliert so langsam an Masse.
9. Zähneknirschen Schiene
Gegen nächtliches Zähneknirschen hilft meist eine spezielle Schiene (Beißschiene oder Aufbissschiene), die nachts während des Schlafens getragen wird. Durch die Plastik- oder Kunststoffschiene wird das direkte Aneinanderreiben der Zähne verhindert, was zumindest die Zähne und das Zahnfleisch schützt.
“Die Schiene schützt die Zähne und verhindert deren weitere Beschädigung.”
Außerdem wird die Muskulatur gleichmäßiger Belastet, da der Druck besser verteilt wird.
Kosten | Zahnarzt oder Amazon?
Eine einfache Oberkieferschiene wird von deiner Krankenkasse bezahlt und kann von einem Zahnarzt angefertigt werden. Die Kostenübernahme ist immer von der jeweiligen Schiene und der Krankenkasse abhängig.
Komplexere Schienen und solche, die mittels einer aufwändigen Funktionsdiagnostik angefertigt und individuell angepasst werden, musst du selbst zahlen. Bei dem Stundenlohn eines Zahnarztes kannst du dir bestimmt vorstellen, wie schnell ein 3-stelliger Betrag erreicht ist. Zuzahlungen von 120-250€ sind normal.
Wenn du dir den Gang zum Zahnarzt sparen willst, gibt es auch online gute Schienen zu kaufen. Die besseren verfügen über ein spezielle Anpassungsverfahren, mit dem die Schiene perfekt an deine individuelle Kiefer- und Zahnstruktur angepasst wird.
➠ Einige Anbieter senden dir auch erst ein Bissstück zu, mit dem ein Abdruck genommen wird, um anschließend die perfekt passende Schiene für dich zu erstellen.
Eine individuelle Anpassung ist also auch online möglich. Damit sparst du Zeit und Geld.
Welche Art von Schiene und wie oft du sie tragen solltest
Zum Entspannen der Muskulatur haben sich dickere Schienen als effektiver erwiesen.
Aber warum ist das so?
Du musst dir das so vorstellen, dass der Muskel sich erst gar nicht komplett bewegen und somit auch nicht so stark anspannen kann, wenn das Material (der Schiene) in seinem Bewegungsradius liegt. Damit blockiert die Schiene sozusagen die Bewegung des Muskels.
Um die beste Wirkung zu erzielen solltest du die Schiene nicht in jeder Nacht tragen.
Am effektivsten ist es, wenn du sie 5 nächte hintereinander trägst und dann zwei Nächte pausierst. Wenn du sie durchgängig trägst, ist es eher kontraproduktiv. Du willst deine Muskulatur trainieren und abgewöhnen und nicht erzwingen. Das braucht Zeit und Konsequenz.
Nach ca einem halben Jahr solltest du die Schiene auswechseln, da sie sonst ihre optimale Wirkung verlieren kann.
10. Produktübersicht: Die besten Schienen gegen Zähneknirschen
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11. Zähneknirschen Übungen
Eine Schiene verhindert zwar weitere Schäden an den Zähnen und verteilt den Druck der Muskulatur gleichmäßig. Die dauerhafte Anspannung deiner Kau- und Kiefermuskulatur kann sie jedoch nicht auflockern.
➠ Erfahre in diesem Abschnitt, wie du mit speziellen Übungen für die nötige Entspannung sorgst.
① Am Anfang steht die Selbstbeobachtung
Beobachte dich tagsüber selbst. Stell dir dafür wenn nötig einen Wecker, der dich jede Stunde daran erinnert. Kontrolliere dann, ob deine Kiefermuskulatur entspannt oder angespannt ist. Wenn du merkst, dass du oft angespannt bist, versuche deine Muskulatur gezielt zu entspannen. Umso konsequenter und länger du das machst, desto mehr wird es dir beim Kampf gegen das Zähneknirschen helfen.
“In welchen Situationen warst du besonders angespannt? Wann eher entspannt? Führe ein Notizbuch und komme den Störfaktoren auf die Spur.”
② Physiotherapie gegen Zähneknirschen
Gezielte physiotherapeutische Übungen helfen, eine dauerhaft anhaltenden Entspannung der Kiefermuskulatur herbeizuführen. Ein spezielles Training richtet sich nicht nur auf die Kaumuskulatur, sonder entspannt auch Stirn, Schläfen, Schultern, Nacken und den oberen Rücken.
③ Lerne dich richtig zu entspannen
Nutze die vielfältigen Möglichkeiten moderner und traditioneller Entspannungstechniken. Dabei kannst du gleich doppelt punkten. Denn zum einen entspannst du mit den Übungen direkt und gezielt deine Muskulatur. Zum anderen entspannst du deine Psyche, kommst zur Ruhe und lässt die Seele baumeln. Entfliehe dem Alltagsstress und greife damit eine der hauptsächlichen Ursachen von nächtlichem Zähneknirschen an.
Versuche es mit Yoga, Massagen, Wärmeanwendungen, progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training. Einige gute Übungen findest du auch hier.
Hier haben wir mal einige Videos herausgesucht, mit denen du sofort starten kannst.
12. Eine App gegen Zähneknirschen
Mit der App “Do I grind?” kannst du herausfinden ob du unbewusst mit den Zähnen knirschst. Dazu legst du nachts einfach dein Handy neben dein Bett und lässt die App laufen. Sie misst über das Mikrofon den Geräuschpegel und gibt dir so ziemlich genau an, ob, wann und wie oft du knirschst.
Zusätzlich bietet die App Anleitungen für spezielle Massagetechniken und Muskelentspannungsübungen an.
Die App ist eine praktische Umsetzung einer medizinischen Doktorarbeit und wurde mit Hilfe von IT-Spezialisten entwickelt.
➠ Hier kannst du die App für iphone/iPad oder für Andriod herunterladen.
Wir hoffen, dass du mit diesen Infos wieder locker lassen kannst und deine Beißerchen schonst.
Schlaf gut,
dein Schlaffuchs
Beim Sohn ist das Knirschen ein Problem geworden. Eine Schiene wurde verschrieben. Gottseidank, eine unsichtbare, denn alle seine Freunde fragen ihn danach. Unsere Hoffnung legen wir darauf. Danke für die ausführliche Erörterung des Problems!